Vita
Verfasst vom Oriatorium des hl. Philipp Neri, München
Hermann Seifermann, geboren am 18. April 1925 in Neusatz/Bühl in Mittelbaden, wuchs mit fünf Geschwistern in einem religiös verwurzelten Elternhaus auf. Der schulische Weg führte über die Konvikte in Rastatt und Konstanz zum Abitur. 1943 wurde er zum Wehrdienst eingezogen und musste nach einer Verwundung 1945 auch eine Zeit der Gefangenschaft durchstehen.
Es folgte das Theologiestudium in Freiburg und München. Nach der Priesterweihe am 25. Mai 1952 im Freiburger Münster wirkte Hermann Seifermann zunächst in der Pfarrei St. Jakobus in Sinsheim, als Vikar in den Pfarreien St. Lambertus in Mingolsheim und Hl. Dreifaltigkeit in Offenburg. 1955 übernahm er als Präfekt am Erzbischöflichen Gymnasialkonvikt St. Fidelis in Sigmaringen für knapp zwei Jahre die geistliche und erzieherische Führung der dort lebenden Schüler. Bis 1959 wirkte er als Vikar in der Pfarrei St. Jakobus in Hechingen und als Religionslehrer am dortigen Gymnasium.
Hermann Seifermann trat 1959 in das Oratorium des hl. Philipp Neri in München ein. Aufgrund seiner Liebe zu den Schriften des Alten Testaments und seines Interesses für eine Qualifikation im Bereich der Bibelwissenschaft ermöglichte ihm das Oratorium ein Studium der vorderorientalischen Sprachen in Jerusalem. Als Fachhochschullehrer für Exegese des Alten Testaments und Didaktik des Bibelunterrichts wurde er an das Bibelinstitut für Katechetik und Homiletik in München berufen, das im Jahr 1964 von der Deutschen Bischofskonferenz begründet worden war. Die Studierenden begeisterte Hermann Seifermann in für viele ganz ungewohnter Weise für die Botschaft und Lebensrelevanz des Alten Testaments. Von 1979 bis 1990 lehrte er als Professor im Fachhochschulstudiengang Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit an der katholischen Stiftungsfachhochschule in Eichstätt.
Darüber hinaus engagierte er sich jahrzehntelang in der bibelthologischen Erwachsenenbildung auf zahllosen Tagungen und Fortbildungen u.a. in Freising, Singen/Bodensee, Heidelberg, Neustadt/Weinstraße, Wiener Neustadt, Würzburg-Himmelspforten und auf Burg Rotenfels.
Anziehend empfanden viele Hörerinnen und Hörer seine Eigenständigkeit und Originalität in der Forschung wie im Vortrag. Fernab der akademischen Gelehrten-Distanz erschloss er die biblische Botschaft vom lebendigen Gott überraschend neu und tief. So half er vielen Suchenden für den persönlichen Glauben, für Glaubensgespräche, Predigt und Unterricht.
Über 50 Jahre war Hermann Seifermann unserer Gemeinde St. Laurentius eng verbunden. Die Gottesdienste am Sonntag und an den Werktagen waren sein Mittelpunkt. Vielen aus der Pfarrei hat er in seinen Predigten und Vorträgen ein Gottesbild erschlossen, das sie in ihrem Leben bis heute trägt. Seit 1959 lebte Hermann Seifermann im Oratorium. Er hat uns die Treue gehalten in guten und schweren Tagen. Manche seiner Grundsätze werden uns weiterhin begleiten, so seine Mahnung: "Lass Dich nicht aus der Güte werfen" oder seine Übersetzung des Paulus-Wortes aus dem Galaterbrief: "Einer trage den anderen als Last."
Sein 60-jähriges Priesterjubiläum beging er am 25. Mai 2012 im Altenheim Marienstift, wo er in schwerer Krankheit seit dem Frühjahr 2011 liebevoll betreut wurde. Am 16. Januar 2013 ist er heimgegangen zu Gott, auf den er sein Leben lang vertraut hat.
Wir das Oratorium, die Gemeinde St. Laurentius und viele, die seine Vorlesungen und Vorträge besucht haben, danken ihm für seinen treuen Dienst und bitten Gott, den er so glaubwürdig verkündigt hat, dass er ihn berge in seiner Liebe.